PISA-Test Absage: Sparzwang oder Prüfungsphopie?
Bindungsministerin Heinisch-Hosek hat mit Hinweis auf mangelnde Datensicherheit beim durchführenden Unternehmen, dem BIFIE ua die Teilnahme am PISA-Test 2015 abgesagt. Bundeskanzler Faymann ist ihr sogleich zur Seite gesprungen und erklärte, dass es zur zur Stunde keine Datensicherheit gebe und ergänzte: „Bestimmte Tests auszusetzen ist daher keine Frage der Ideologie, sondern eine der Verantwortung.“ Durch die Absage der Teilnahme an dem im Frühjahr 2014 geplanten Feldtest, bei dem alle neuen Testinstrumente und Abläufe erprobt werden sollten, wird auch die Teilnahme am eigentlichen PISA-Test 2015 unmöglich.
PISA-Test 2015 – Schwerpunkt Naturwissenschaftliche Kompetenzen
PISA findet alle drei Jahre mit wechselnden Schwerpunkten statt, wobei mit PISA 2009 der zweite Erhebungszyklus begann: 2000 und 2009 stand die Lesekompetenz im Mittelpunkt, 2003 und 2012 bildet Mathematik den Schwerpunkt und 2006 sowie 2015 die Naturwissenschaftskompetenz.
Beim letzten Schwerpunkt mit Naturwissenschaftskompetenz im Jahr 2006 schnitten die österreichischen SchülerInnen im Vergleich zum OECD-Durchschnitt überdurchschnittlich ab. Die Testergebnisse für 2015 hätten einen unmittelbaren und internationalen Vergleich der Kompetentzentwicklung bei naturwissenschaftlichen Fähigkeiten der österreichischen SchülerInnen in den letzten 9 Jahren ermöglicht. Mit der Testverweigerung gehen der österreichischen Bildungslandschaft somit wertvolle Orientierungsmöglichkeiten hinsichtlich der eigenen Leistungsfähigkeit in einem – allen Expertenmeinungen zufolge – zentralen Kompetenzbereich der Zukunft verloren.
Folgen der Absage und Reaktionen
Für manche Betroffene ist die Absage der Schülertests schlichtweg eine Katastrophe. Sie ist, laut Wilhelm Zillner, Sprecher aller österreichischen AHS-Direktoren: „Nicht durchdacht, sachlich nicht zu rechtfertigen und eine Geldvernichtungsaktion der Sonderklasse.“ Experten gehen von Kosten in einstelliger Millionenhöhe als Folge der Verweigerung der Schülertests aus. Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl nannte es „eine Blamage, dass eine Datenlücke zum Anlass herangezogen wird, um bei den PISA-Tests der OECD auszusteigen“.
Datenschutz beim PISA-Test
Laut BIFIE “ erfolgt die Erhebung der Daten bei PISA „indirekt personenbezogen“, d. h. das BIFIE erhält keine Namen der teilnehmenden Schüler/innen. Die Daten werden ausschließlich zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet.“ Eine wesentliche Neuerung bei PISA 2015 ist, dass der Test in einem Großteil der teilnehmenden Länder – darunter auch in Österreich – am Computer durchgeführt werden wird.
Datensicherheit für PISA-Daten nicht gewährleistet?
Bundesministerin Heinisch-Hoseck begründete ihre Entscheidung ua damit, dass „es keine Tests geben wird, solange die Datensicherheit beim BIFIE nicht gewährleistet ist.“ Geht man davon aus, dass die Ministerin die personenbezogenen Daten der PISA-Tests schützen will, dann ist festzustellen, dass beim PISA-Test ohnehin nur „indirekt personenbezoge“ Daten erhoben werden. Somit ist der der Personenbezug der Daten derart, dass Identität der Betroffenen mit rechtlich zulässigen Mitteln nicht bestimmt werden kann. Bei einer konsequenten Trennung der Identitätsmerkmale und Prüfungsergebnisse scheint somit die Datensicherheit für Betroffene gewährleistet zu sein. Es erscheint schier unglaublich, dass eine derartige technische und organisatorische Sicherheitsmassnahme vom Ministerium bzw BIFIE nicht zeitgerecht durchgesetzt werden kann.
Sparpaket oder Prüfungsphopie der Bildungsministerin
Von politischer Seite wird die erfolgte Absage sowohl positiv als auch negativ kommentiert. Oppositionelle Gruppen sprechen von leeren Kassen bzw von der Angst der Ministerin vor einem weiteren Rückfall der österreichischen Bildungskompetenzen im internationalen Vergleich. Stimmen des Regierungspartners bedauern fehlende Vergleichsmöglichkeiten sowie ein offensichtliches Kalkül, die Kontrolle von Bildungsstandards abzuwürgen.
Links
Erste Ergebnisse des PISA-Tests von 2006: http://www.bmukk.gv.at/medienpool/15730/pisa2006_ersteerg.pdf